Header Bild Zehn Jahre „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“

Zehn Jahre „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“

pro familia, Stadt Darmstadt, das Netzwerk Gewaltschutz und das Klinikum Darmstadt helfen gemeinsam Opfern – Jeder bringt seine Expertise ein

Geschockt, gedemütigt, verängstigt, beschämt – das sind nur einige der Gefühle, die Mädchen und Frauen nach einer Vergewaltigung empfinden. Eine Vergewaltigung ist ein massives Gewalterlebnis und ein medizinischer Notfall, aber Frauen und Mädchen fühlen sich nach der Tat häufig nicht in der Lage zur Polizei zu gehen, auch weil sie sich nicht sicher sind, ob sie die Tat anzeigen wollen. Hier setzt das Darmstädter Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung an“, das jetzt sein zehnjähriges Bestehen feiert.

2015 von pro familia Darmstadt initiiert, bietet das Projekt  Frauen, Männern und Jugendlichen psychologische Unterstützung, medizinische Versorgung und eine gerichtsverwertbare Beweismittelsicherung in einem geschützten und vertraulichen Rahmen an, unabhängig davon, ob die Tat angezeigt wird, oder nicht. Eine medizinische und psychologische Betreuung der Frauen kann helfen, psychische oder körperliche Folgen zu vermeiden.

Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Netzwerk Gewaltschutz und dem Klinikum Darmstadt. Auch die Wissenschaftsstadt Darmstadt unterstützt das Projekt von Anfang an.

Bürgermeisterin und Frauendezernentin Barbara Akdeniz bekräftigt: „Mit großem Engagement wird in dieser wichtigen Kooperation seit 10 Jahren eine Versorgungslücke geschlossen. Darmstadt bekennt sich zum Schutz von Frauen vor häuslicher und sexualisierter Gewalt. Als besondere Unterstützung des Projektes informiert auch die diesjährige Info-Kampagne des Frauenbüros zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen rund um den 25.11. in allen Bussen und Straßenbahnen über dieses wichtige Angebot. Neben der systematischen Bekämpfung von Gewaltstrukturen ist ebenfalls wichtig, dass betroffene Frauen alle Informationen über Unterstützungsangebote erhalten, die sie in diesen schwierigen Situationen benötigen.“

„Wir können in der Stadt Darmstadt auf ein funktionierendes Netzwerk bauen, um das qualifizierte Beratungsangebot für betroffene Frauen nach Vergewaltigung mit großem Engagement fortzuführen! Und wir können uns verlassen auf ein Krankenhaus, was ohne Wenn und Aber die gesundheitlichen Bedarfe der betroffenen Frauen in den Mittelpunkt stellt“, sagt die Ärztin Katharina Rohmert von pro familia Darmstadt.

Betroffene werden im Klinikum Darmstadt medizinisch versorgt und auf Wunsch der Frau werden die Beweismittel gesichert und drei Jahre in der Gerichtsmedizin in Frankfurt aufbewahrt.  Die Kosten dafür werden übernommen, auch wenn die Frau keine Anzeige stellt. Eine Strafanzeige kann auch Tage, Wochen, Monate oder Jahre nach der Tat gestellt werden. Eine Anzeige und ein Gerichtsprozess sind mit großen psychischen Belastungen verbunden. Unmittelbar nach der Tat möchten Opfer das Geschehene häufig gerne verdrängen, mit Abstand betrachtet, kann es aber sein, dass sie die Tat anzeigen möchten, dann helfen die im Klinikum gesicherten Beweismittel.

Darüber hinaus ist ein niederschwelliges Beratungsangebot ein weiterer wesentlicher Faktor für gelingende Stabilisierung und Verarbeitung des traumatischen Geschehens. Die Mitarbeiterinnen der pro familia übernehmen die weitere Beratung der Frauen und stellen auch die Untersuchungs-Kits zur Spurensicherung zur Verfügung. Nicht alle Menschen möchten oder benötigen nach einer Vergewaltigung eine Beratung, aber sie haben ein Recht darauf, auch wenn sie die Tat nicht anzeigen.  Dies ist in der Istanbul-Konvention geregelt. Das ist ein völkerrechtlicher Vertrag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Sie garantiert Opfern von Vergewaltigung das Recht auf eine umfassende medizinische, psychosoziale und rechtsmedizinische Versorgung. Diese muss leicht zugänglich, bedarfsgerecht, vertraulich, diskriminierungsfrei und kostenfrei sein – auch wenn keine Strafanzeige erstattet wird. Betroffene müssen umfassend über die verschiedenen Angebote aufgeklärt werden, die von der Akutversorgung über die Spurensicherung bis zur psychosozialen Beratung reichen. Dies alles leistet die „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung.“

Um für das Thema „Gewalt an Frauen“ weiter zu sensibilisieren, hat die Stadt Darmstadt im November eine Aufklärungs-Kampagne zum Projekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ in den Bussen und Straßenbahnen laufen. Plakate und Werbetafeln weisen auf das Angebot hin, damit die Frauen und Mädchen wissen, dass sie Hilfe bekommen können. Im „Netzwerk Gewaltschutz – Prävention und Schutz gegen häusliche und sexualisierte Gewalt an Frauen, Mädchen und Jungen in der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg“ unter der Geschäftsführung der Frauenbüros in Darmstadt und im Landkreis Darmstadt-Dieburg Beratungsstellen, Frauenhäuser, Jugendämter, Polizei und Justiz und weitere städtische Dienste an der zielgerichteten Bekämpfung von häuslicher und sexualisierter Gewalt und angemessener psychosozialer Versorgung gewaltbetroffener Familien.

 


© Pressemeldung der Klinikum Darmstadt GmbH vom 18.11.2025

Klinikum Darmstadt GmbH

Ariane Steinmetz (Pressesprecherin)

pressestelle@mail.klinikum-darmstadt.de

WWW.KLINIKUM-DARMSTADT.DE